Vergessene Proteine in der Pferdefütterung


Proteine sind die Bausteine aller lebenden Dinge, sie finden sich in jeder Zelle und übernehmen dort wichtige Funktionen:

  • als Enzyme beschleunigen und ermöglichen sie chemische Reaktionen
  • als Hormone übernehmen sie Signalfunktion
  • sie spielen eine entscheidende Rolle im Immunsystem
  • sie sind verantwortlich für die Form und Struktur der Zellen

Bodybuilder haben den positiven Effekt der Eiweisspulver für einen vermehrten Muskelaufbau schon lange für sich entdeckt.

Proteine, so denkt man, sind so gut, dass sie sich gar als Nahrungsergänzungsmittel bis in die Futtertröge gemausert haben

Ob Ihr Pferd genügend Proteine erhält, erkennen Sie daran, ob es

  • gut bemuskelt ist
  • motiviert und leistungsbereit ist
  • glänzendes Fell hat
  • gute, kräftige Hufe hat

Ist die Futterration nicht optimal zusammengestellt, fehlen dadurch wichtige Aminosäuren und folglich Eiweißstoffe. Dies kann zu folgenden Symptomen führen:

  • einem erschwerten Muskelaufbau
  • schlechte, schwache Hufe
  • Haut-Fellprobleme
  • schwaches Immunsysten

Aber Vorsicht! Erhält Ihr Pferd zuviel Eiweisse, passiert genau dasselbe.

Woher kommen die von meinem Pferd benötigten Proteine?

Pferde erhalten normalerweise genügend verdauliche Rohproteine über Weidegras, Heu und Getreide.

Ist ein Mangel vorhanden, findet man Proteine in Sojaschrot mit 45% und Leinsamenprodukte.

Unter den "Algen" ist Spirulina mit 70% Eiweissgehalt eine wahre Proteinbombe und wird fleissig mit allen möglichen Heilanpreisungen beworben. Trotz Abraten von Prof. Dr. Daniel Dietrich, Leiter der Gruppe für Human- und Umwelttoxikologie im Fachbereich Biologie an der Universität Konstanz, werden die Cyanobakterien eingenommen oder an Tiere verfüttert.

 

Zufüttern von Proteinpräparaten

Die Proteinsynthese arbeitet nach einer sehr komplexen Regel, wobei eine Gruppe von Enzymen jeweils nur für eine bestimmte Aminosäure verantwortlich ist. Füttern Sie die falsche Aminosäurekombination, kann der Synthesevorgang zur Proteinbildung gänzlich gestoppt werden. Eine Zufütterung von Protein-Nahrungsergänzungen ist deshalb weniger empfehlenswert. 

Was passiert, wenn zuviel Protein verfüttert wird?

Eiweiss aufgrund einer erhöhten Proteinzufuhr wird als Energiequelle genutzt. Durch diesen Proteinabbau steigen die Ammoniak- und Harnsäure-Werte an, die Leber und Nieren werden belastet. Im Darm verändert sich der pH-Wert, was zu massiven Verdauungsstörungen wie Kotwasser oder Durchfall führen kann. Überschüssige Proteine neigen zu Ablagerungen und können das Überleben der Zelle bedrohen. Besonders Nervenzellen sind anfällig gegenüber solchen Proteinablagerungen, was Pferde plötzlich nervös und unkontrollierbar machen kann.

Das Leistungsvermögen wird stark beeinträchtigt, gegensätzlich der häufigen Annahmen findet keine Leistungssteigerung oder verbesserte Lernfähigkeit statt.

 

Wird im Wachstum langfristig zu viel Eiweiss gefüttert, führt dies beim jungen Pferd häufig zu orthopädischen Entwicklungsstörungen.

 

Mühseliger Muskelaufbau, schlechtes Hufwachstum, spröde Hufe, schuppige Haut, mattes/stumpfes Fell

Bedeutet nicht immer gleich einen Proteinmangel.

Grundlegend gilt, die Futterration zu berechnen und wenn nötig zu optimieren.

Pferde weisen eine hohe Toleranz auf und ertragen bis zu 50 Prozent Proteinüberschuss

Trotzdem ist dieses oberste Limit sehr schnell erreicht. 

Die Empfehlung für die tägliche Versorgung mit Proteinen von Pferden, die Arbeit verrichten, wird anhand des Arbeitseinsatzes festgelegt. Ein Pferd mit 500 kg Lebendmasse, mit mittlerem Arbeitseinsatz, benötigt 400 bis 480 Gramm verdauliche Rohproteine. Rechnen wir die oberste Toleranzgrenze dazu, erhalten wir eine maximale Akzeptanz von durchschnittlich 600 bis 700 g vRp. Übrigens haben Pferde, die Muskelarbeit verrichten, gegenüber denen in Erhaltung nur einen unwesentlich höheren Eiweissbedarf.


Beispiele alltäglicher Fütterungsmodelle:

Pferd 1, 500 kg, leichte Arbeit, Bedarf vRp: 320-400 g/Tag (oberste Akzeptanzgrenze: 600 g)

Fütterung:

10 Stunden Weidegang, Gras mittlere Qualität, Gehalt Total: ca. 630 g vRp

 

Pferd 2, 500 kg, mittlere Arbeit, Bedarf vRp: 400 - 480 g/Tag (oberste Akzeptanzgrenze: 680 g)

Fütterung:

2 kg Hafer mit Gerste, Gras mittlere Qualität durch 2 Stunden Weidegang, 7 kg Heu (Schnitt nach Blüte), 

Gehalt Total: 664 g vRp

Anpassen der Eiweißstoffe

Anhand obiger Beispiele erkennen wir, dass Pferde in unseren Regionen sehr rasch zu viel Protein erhalten. 

Ist eine Anpassung der Proteinzufuhr nach einer optimierten Rationenberechnung unmöglich, muss der Energieverbrauch angehoben werden.